Systemische Familientherapie ist ein ressourcen- und lösungsorientiertes, psychotherapeutisches Verfahren, dessen Schwerpunkt auf dem sozialen Kontext psychischer Symptomatik, insbesondere auf Interaktionen zwischen Mitgliedern der Familie und deren sozialer Umwelt sowie der Interaktion und „Beziehung“ eigener „innerer Anteile“ zueinander liegt. In Abgrenzung zur Psychoanalyse betonen Vertreter dieser Therapierichtung die Bedeutung impliziter Normen des Zusammenlebens für das Zustandekommen und die Überwindung psychischer Störungen (Familienregeln).  Die Systemische Therapie unterscheidet sich nach Angaben deren Vertreter dadurch, dass weitere Mitglieder des für den Patienten relevanten sozialen Umfeldes in die Behandlung mit einbezogen werden können.


Im Gegensatz zu den klassischen tiefenpsychologischen Schulen, die jeweils einen Gründer und ein Zentrum hatten, hat die systemische Therapie viele Gründungsorte, einige Mütter und viele Väter. Grundlagen des systemischen Ansatzes sind die Systemtheorie und der Konstruktivismus.


Der historisch aus der Familientherapie entwickelte Ansatz sieht das familiäre System bzw. das organisatorische System eines Unternehmens als Ressource, auf dem aufbauend das einzelne Mitglied sowohl seine Fähigkeiten und Stärken als auch Verhaltensstörungen entwickeln kann. Dies kann sich beispielsweise in typischen privaten Konflikten mit dem Partner oder in immer wiederkehrenden Problemen mit Kunden oder Kollegen zeigen.


Die Weiterentwicklungen zur Systemischen Therapie kennen bis heute keine dezidierte Störungslehre – eine Diagnostik von „Störungen“ oder gar „psychischen Krankheiten“ wird samt traditionellen Psychopathologie-Konzeptionen größtenteils explizit als inadäquat abgelehnt. In der Systemischen Therapie werden soziale oder psychische Auffälligkeiten nicht als „krank“ bzw. pathologisch, sondern als prinzipiell verstehbare Reaktion auf Probleme oder Anforderungen gesehen, die gelegentlich selbst problematisch sein können.